Katalog Das große Hasenstück

Grosses-Hasenstueck-Katalog2024 PDF

Idee:

Ausgehend von Dürers kleinem Aquarell „Das Grosse Rasenstück“ aus dem Jahre 1503, arbeite ich seit Januar 2021 an einer umfangreichen Werkserie. Wenn wir uns die Gräser und Pflanzen anschauen, die Dürer dargestellt hat, finden wir zuerst das Rispengras, dann das Knäuelgras, verblühten Löwenzahn, ein paar Stängel Schafgarbe. Sehr präsent im Vordergrund ein Gänseblümchen und eine Breitwegerich-Pflanze. Im Hintergrund sind noch zwei Ranken Ehrenpreis zu erkennen.

Konzept:

Es gibt eine existentielle Verbindung zwischen Tier und Pflanze, denn die Gräser in Dürers Aquarell sind allesamt Nahrungspflanzen des Feldhasen. Das grosse Rasenstück wurde zum Ausgangspunkt meiner Zeichnungen und Ölstudien. Von Dürers Bild ausgehend habe ich Mischwesen, also Hybride aus Gräsern und Hasen entwickelt. Neben zahlreichen Zeichnungen und Ölstudien habe ich 2022 eine grossformatige Leinwand von 2,00 x 2,70 Metern fertig gestellt. Ausgehend von Dürers Komposition sind weitere Darstellungen in schwarz-weiss in Planung. Meine Spaziergänge im Frühjahr und Herbst brachten mich auf die Idee für eine besondere Ausstellungkonzeption. Dabei treffe ich im Frühjahr auf undzählige Güllefahrzeuge. Die Gülle wird mittels eines Sprüharms zur Düngung auf die Felder gesprüht, und der Gestank und die Aerosole verbreiten sich so überall. Auch für das Pflanzenwachstum hat das drastische Konsequenzen: Viele Wegränder sind völlig überdüngt und somit artenarm! Quecke, Brennnessel, Beifuß überwiegen und dadurch auch eine floristische und faunistische Eintönigkeit.

Umsetzung:

In meiner Show wird der Besucher mit einem grossen Kontrast konfrontiert. Zum einen, mit einer überwältigenden Malerei, und zum anderen, mit einem überwältigenden, olfaktorischen Erlebnis: Der Besucher betritt einen Ausstellungsraum. Die erste Wahrnehmung ist eine olfaktorische, in Form eines Gülle-Gestanks. Gleichzeitig sieht man an einer Wand die grossformatige Malerei: „Das grosse Hasenstück,“ ein Hochformat mit den Maßen 2,00 x 2,70 m. Die übrigen Wände bleiben leer. Im Raum befinden sich nur das Bild und der Gülle-Geruch. Der Geruch wird über einen Verdampfer erzeugt, der möglichst unauffällig im Raum installiert wird. Da man sich dem Geruch nur schwer e ntziehen kann, changiert der Besucher zwischen visueller und olfaktorischer Wahrnehmung, was eine maximale Diskrepanz darstellt. Wie wird er sich verhalten? Friederike Hinz